«2G» ist ein bemerkenswerter Film von Karim Sayad, der das Leben einer Gruppe von Schleppern aus Agadez in den Fokus rückt, deren Lebensgrundlage durch das plötzliche Verbot ihrer bisherigen Tätigkeit erschüttert wird. Der Film, geprägt von einer Mischung aus Verzweiflung, Hoffnung und unerwartetem Humor, bietet einen tiefen Einblick in jene komplexe Realitäten, die mit Migration und der Suche nach einem besseren Leben verbunden sind.
Die Charaktere des Films sind tief religiös, ihre Tage sind durchdrungen von Gebeten und dem Glauben an eine höhere Macht, die ihr Schicksal lenkt. Diese Spiritualität bildet einen starken Kontrast zu ihrer harten Realität. Nachdem ihnen ihre frühere Lebensweise verwehrt wird, wenden sie sich einer neuen, ebenso unsicheren Unternehmung zu: Sie führen junge Afrikaner durch die unwirtlichen Weiten der Wüste, denn in ihrer Tiefe liegt Gold vergraben. Schächte werden in den Boden getrieben, an welchen Orten sich die jungen Männer abseilen und danach suchen.
Die Wüste, oft auch ein Symbol für Leere und Hoffnungslosigkeit wird zur Bühne ihres neuen Lebensabschnitts. In dieser trostlosen Umgebung fungieren ihre Smartphones mit 2G-Verbindung als Fenster zur Welt. Indem die Mobilphones zu einem Symbol ihrer Hoffnung erwachen, sehen sie sich zunehmend als Überwinder ihrer Begrenzungen. Ein paradoxes Bild entsteht – modernste Technologie, die in der Hand von Menschen liegt, deren Lebensumstände hingegen kaum hoffnungsloser sein könnten. Die 2G-Verbindung ist nur schwach. Doch klammern sie sich an dieses dünne Band zur Außenwelt, ein Merkmal ihrer Isolation mitsamt gleichzeitiger Sehnsucht, sich verbunden zu fühlen. Weiterhin hegen sie die Hoffnung, ein besseres Leben in Europa zu finden.
Freiheit & Geborgenheit/Freiheit & Verbundenheit gleichzeitig – unser aller tiefstes Verlangen
Der Film zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie der Wunsch nach einem besseren Leben trotz Trostlosigkeit und scheinbar auswegloser Lage die Suche nach Glück und Erfolg nie erlöschen lässt. Der Humor, mit dem die Charaktere ihre Situation ertragen, erweist sich als menschliche Resilienz und Fähigkeit, selbst in den dunkelsten Momenten Perspektiven zu finden: Gelegentliche Funde von Gold werden nur als überaus glückliche Zufälle dargestellt und bestärken dadurch ihre Haltung, dass selbst in der ausweglosesten Situation unerwartete Glücksmomente auftauchen können.
«2G» ist mehr als nur ein Unterhaltungsfilm; er ist auch eine Erzählung über das tiefmenschliche Leben, über Verlust und Hoffnung, Glauben und Entschlossenheit. Ein Licht auf die oft übersehene Realität der Migration und derjenigen, die im Schatten von gehobenen politischen Debatten leben, wirft er. Mit seiner fesselnden Handlung und den tiefgründigen Charakteren ist «2G» ein Film, der besonders zum Nachdenken anregt und einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Überdies zeigt er die Menschen in Niger und die Landschaften der Region Agadez. So sehen wir etwas tiefer in den Niger hinein. Und, was sehe ich noch darüber, wie der Niger so ist? Reisewert! Doch dazu müsste das Leben dort lebenswerter gestaltet werden können. Heute dürfen dortige Schlepper wieder straflos ihrer Tätigkeit nachgehen. Wie gehen wir in Europa damit um?
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